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Creative Science

#1

Konsum

in Literatur 03.01.2011 02:33
von FallenRebel

Diskussionsleiter

| 262 Beiträge


Der folgende Text kritisiert mit philosophischen Gedanken die Reduzierung der Gesellschaft und des Lebens auf bloßen Konsum.

Konsum,
oder der Sinn des Lebens.
(Eine These über den Sinn des Lebens in der täglichen Gesellschaft)

Altehrwürdige östliche Herrscher, Philosophen aller Epochen, bekannte Wissenschaftler und moderne Psychologen, alle haben sie sich schon mehr oder weniger an der Beantwortung der Frage versucht die uns immer wieder verzweifeln lässt und einem jeden schon einmal in den Sinn gekommen sein sollte:

Was ist der Sinn des Lebens?

Mutet diese Frage auf den ersten Blick nahezu mythologisch und fantastisch an, erkennt man aber doch nach einem weiteren, zweifellos analytischeren Blick deutlich, dass es hier um keinerlei unsichtbare Mächte geht denen wir dienen könnten, dass die Antwort auf diese Frage auch nicht mit der Gegenfrage nach einem höheren Ziel beantwortet werden kann und das sich dahinter auch keine großartigen Offenbarungen oder Prophezeiungen verbergen, sondern ganz schlicht und einfach das was uns Menschen am Leben hält, uns tagtäglich dazu bringt aufzustehen und alles wie man so schön sagt; „Lebensnotwendige“ zu erledigen. Nehmen wir dieses Wort jedoch einmal genauer in Augenschein, und überprüfen was in der heutigen Gesellschaft alles unter den Begriff „lebensnotwendig“ fällt, muss jeder intelligenzbegabte Mensch geradezu in Panikattacken ausbrechen, da unser Leben ja scheinbar von wahrlich vielen Faktoren beendet werden kann: Für viele Menschen ist es „lebensnotwendig“ jeden Abend mit diversen Freunden, Bekannten und Geschäftspartnern zu telefonieren oder anders Kontakt zu halten, und sich jeden Abend in ihr warmes, mit weichen Kissen bedecktes Bett zu kuscheln. Wahlweise allein oder zu mehreren. Für noch mehr von uns ist es „lebensnotwendig“ am morgen einen Kaffee zu trinken und die magische allmorgendliche Zigarette zu rauchen. So stellt sich für mich die Frage ob wir Menschen im Laufe der Jahrtausende immense seltsame Abhängigkeiten entwickelt haben, wie zum Beispiel ein chronisches Nikotin- und Koffeinbedürfnis, oder ein Absterben von Körperzellen ohne genügend allabendliche Daunen- oder Federzufuhr. Diese Theorie würde ja unsere vielen Lebensnotwendigkeiten erklären, aber leider widerlegen sämtliche Mediziner dieser Welt so eine Möglichkeit, und daher muss sich wohl eine andere Erklärung finden. Zweifelsohne ist diese im Lauf der Jahrtausende zu suchen, da die Steinzeitmenschen und auch die frühen Neuzeitler allesamt ohne solche Annehmlichkeiten und Konsumgüter ausgekommen sind. So komme ich wieder auf die Frage zu sprechen die am Anfang so mythologisch anmutend im Raum stand:

Was ist der Sinn des Lebens?

Da wir all unsere kleinen Notwendigkeiten und Konsumabhängigkeiten ja so gerne als „Lebensnotwendigkeiten“ bezeichnen, möchte ich hier gerne ansetzten und einen Schritt weiter- oder vielmehr zurückdenken: Da, wie schon gesagt, frühere Kulturen ohne besagten „lebensnotwendigen“ Schnickschnack sehr gut gelebt haben, möchte ich hier einmal überlegen woran das gelegen haben könnte, und jeder wird mir zustimmen, wenn ich behaupte das die Antwort auf der Hand liegt: Sie hatten schlicht und einfach keine Zeit dazu. Warum?
Weil sie genug damit zu tun hatten für wirkliche Lebensnotwendigkeiten zu sorgen, und ihnen leider nicht die Mittel gegeben waren zwischen ihren Nahrungsmitteln auch noch zu wählen, sondern das sie froh waren überhaupt etwas zu besitzen. Hätte man einen damaligen Menschen gefragt was denn sein Sinn des Lebens wäre, so hätte er zweifelsohne geantwortet: „Es tut mir Leid, aber da habe ich keine Zeit drüber nachzudenken.“ Recht hätte er gehabt. Denn die Menschen hatten seit jeher genug damit zu tun schlicht und einfach am Leben zu bleiben, und so blieb die Frage nach dem warum aus Zeitmangel unbeantwortet.

Die erschreckende Tatsache ist allerdings, dass die Menschen auch heutzutage keine Zeit haben über solche Fragen nachzudenken, denn wenn man sie darauf anspricht bekommt man nicht selten eben diese Antwort des Keine-Zeit-Habens. Doch woran mag das liegen? Denn keiner von uns kann heutzutage noch behaupten dass er noch seine Felder bestellen muss, weil er sonst im Winter in seiner Fellgedeckten Hütte nichts zu Essen hat, oder das er auf die Jagd nach wilden Tieren gehen muss um Fleisch auf den Tisch zu bekommen. Denn solche Notwendigkeiten sind im Zeitalter der Industrialisierung und der Automatisierung, im Jahrtausend der Roboter, der Computer, der Fabriken und der immer schneller werdenden Fortbewegungsmittel schlicht entfallen. Was der Mensch früher mit harter Arbeit herstellen musste erledigen heute Maschinen am Fließband in wenigen Augenblicken.
An Stelle dieser echten Lebensnotwendigkeiten ist nun stattdessen das getreten was wir ironischerweise als „lebensnotwendig“ bezeichnen: Konsum. Wo der Mensch früher von Jagd und Feld abgelenkt wurde, muss er heute Ersatz finden, und die Industrie und alle erfolgsbedachten Geschäftsführer bieten uns ja auch genug davon: Sportvereine, kostspielige Autos, Videospielkonsolen, Computer und diverse andere große und kleine Spielereien nehmen uns heutzutage die Zeit über den Sinn unseres Lebens nachzudenken.
Viele werden mir an dieser Stelle widersprechen, und das Argument anführen das sie sehr wohl wüssten was ihren Lebenssinn darstellt. Aber denkt doch bitte noch einmal genau darüber nach was ihr als diesen anführt, und fragt euch ob es ihn ohne den Konsum überhaupt gäbe und ob es möglich wäre diesem wichtigen Lebenssinn nachzugehen ohne sich auf unsere hochgelobte Industrie zu stützen. Ich behaupte das bis auf wenige Ausnahmen für jeden solch ein Lebenssinn ohne Industrialisierung schlicht und einfach nicht nötig oder nicht möglich wäre. Unsere vielgelobten Athleten hätten sich zum Beispiel im Mittelalter nicht die Mühe machen müssen jahrelang für einen Marathonlauf zu trainieren, da sie durch den Militärzwang ohnehin gestählte Muskulatur und durchtrainierte Körper hätten, und da sie mitten in einem Feldzug wohl kaum die Zeit besessen hätten ihr tägliches Trainingsprogramm zu absolvieren. Oder beispielsweise ein Musiker, der behauptet er lebt für die Menge und um den Menschen Freude zu bereiten. Könnten sie sich in der Steinzeit einen auf einem Baumstamm sitzenden Höhlenmenschen vorstellen der fröhlich mit Holzstücken auf einen Stein eintrommelt und auf den Applaus der Zuschauer wartet? Nein, können sie nicht? Welch ein Wunder, denn dieser wäre zweifellos innerhalb kürzester Zeit verhungert, erfroren oder gefressen worden. Ich möchte hier allerdings keinesfalls die Leistung unserer Musiker kritisieren, denn sie tun je keineswegs etwas Unnötiges, im Gegenteil, sie dienen dem wichtigsten Individuum unserer heutigen Zeit: dem Konsum. So zeigt sich, der Sinn dieser Menschen ist es andere von dieser Frage abzulenken. Wenn man dieses Denken fortsetzt entsteht ein abstrakter Kreislauf, aus dem man die gesamte heutige Marktwirtschaft und die „Lebensnotwendigkeiten“ der Menschen entnehmen kann. Lediglich eine Gruppe von Bedürfnissen und Behauptungen nach dem Sinn des Lebens klammert sich aus: Die Liebe der Mütter und Väter zu ihren Kindern, und natürlich die Liebe untereinander, obwohl diese ja heutzutage auch bereits zur Ware gemacht wird. So scheint meine gesamte Theorie das der Konsum den heutigen Ersatz des Sinns des Lebens darstellt scheinbar widerlegt.
Doch Halt, es bleibt noch eine Tatsache die schockierender und gleichzeitig einleuchtender nicht sein könnte: Jeder Mensch, der behauptet er würde für seinen Partner oder Ehemann leben, sichert doch eigentlich nur den Fortbestand der menschlichen Rasse. Niemand ist in seinem Leben immer wirklich ausgefüllt, und um die mentalen Lücken zu schließen die der Konsum nicht stopfen kann, sucht sich der Mensch andere Mittel und Wege: Sobald man einen Partner gefunden hat scheint das Glück schon näher und greifbarer, aber dennoch fehlt etwas. Schnell wird klar: Ein Kind muss her. Jeder der nun behauptet er würde keine Kinder wollen weil diese ihn nur Einschränken würden und ihn seiner Freiheit berauben, der stellt eben den Konsum über den Fortbestand der Menschen, und füllt die Lücken in seinem Glücksbewusstsein mit Konsum statt mit neuen Gesichtern. Jeder der seinen Sinn jedoch im Mutter- oder Vatersein entdeckt tut trotz Konsum und Industrie genau das was die Natur für den Menschen vorgesehen hat: Fortpflanzung.
So fasert nach und nach das Bild des mythologischen Sinns des Lebens auf, und hinterlässt die erschreckende Tatsache, dass die Menschheit die sich ja den Tieren so überlegen fühlt leider genauso wie diese weniger intelligenten Bewohner dieses Planeten keine Ahnung von der Bedeutung ihrer Existenz haben, und nur die Frage danach mit Konsum unterdrücken, sich also davor verstecken, weil sie die Antwort nicht zu verkraften können befürchten: Der einzige Sinn des menschlichen Daseins ist es sich fortzupflanzen, und jede andere Behauptung entspringt dem Konsum.

So haben wir also die Gefahren der Steinzeit und die Anstrengungen des Mittelalters als Ablenkung von der Frage nach dem Sinn eingetauscht gegen Kaffee und Zigaretten, gegen Baumwolle und Daunenbettwäsche, gegen Musik und Sport. Wir sind also immer noch blind wie eh und je, und haben nur das sprichwörtliche Brett vorm Kopf gegen eine luxuriöse Seidenaugenbinde eingetauscht, weil wir nach einem Blick auf die Wahrheit entschieden haben das uns diese Blindheit doch besser gefällt.

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#2

RE: Konsum

in Literatur 03.01.2011 02:56
von Thomas

Diskussionsleiter

| 301 Beiträge


So für alle mal eine Kurzfassung dessen was über mir steht, danach folgt mein Kommentar:

Der Sinn des Lebens besteht nicht wie von Marketingfirmen vorgegeben oder von göttlicher Einwirkung erwirkten Thesen ein bestimmtes Ziel zu erreichen sondern in der Fortpflanzung der eigenen Rasse. Menschen stellen Güter (zb. Fernsehen und Unterhaltung) über ihren Urinstinkt des Forpflanzens.

Ich kann dir voll und ganz zustimmen. Die moderne Gesellschafft ist etwas was nicht zur Natur gehört, was eigentlich, so scheint es, nicht gewollt ist.
Das die Forpflanzung die simple Antwort auf eine scheinbar so komplexe Frage ist kann ich auch nachvollziehen.
Betrachten wir mal einen niederen Säuger, die Katzen so können wir deinen Text gut auf ihn übertragen.
In freier Wildbahn sind Katzen scheu und jagen ihre Nahrung um zu überleben. ( erster Teil der Rassenerhaltung)
Sobald das eigene Überleben gesichert ist bleibt nicht mehr viel Zeit und es muss für Nachwuchs gesorgt werden. (zweiter Teil der Rassenerhaltung)
Ein Partner muss also her.
Nach der Paarung und einer bestimmten Zeit muss die schwangere Katze nun nachkommen versorgen bis diese frei jagen können. ( dritter Teil der Rassenerhaltung)

Nun nehmen wir normale Hauskatzen
Der erste Teil der Rassenerhaltung wird durch unsere Fütterung ersetzt und es bleibt mehr Zeit am Tag übrig.
Auch der dritte Teil der Rassenerhaltung wird zum Teil von uns Menschen übernommen.
Was bleibt dem Tier denn jetzt übrig wenn es nichts mehr zu tun hat?
Diese Triebe wurden alle befriedigt und die Katze kommt nun zu den Besitzern und will gekrault werden.

Dies könnte man noch Fortsetzen aber ich denke, dass reicht fürs erste

vg
Thomas


zuletzt bearbeitet 19.01.2011 16:32 | nach oben springen

#3

RE: Konsum

in Literatur 10.01.2011 22:03
von Einsiedler

Diskussionsleiter

| 231 Beiträge


In der DDR gab es ja neben den wenigen Privatgeschäften nur HO (das war die staatliche Handelsorganisation) und KONSUM (das war eine Art Genossenschaft) kaum andere Geschäfte. Und wir machten so unsere Witze damit. KONSUM wurde so gelesen:
Kaufe Ohne Nachzudenken Sofort Unseren Mist.


Nimm dein Leben wie es geht und versuche Schritt zu halten.

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#4

RE: Konsum

in Literatur 18.01.2011 23:18
von Cread

Neuling

| 32 Beiträge


Will den Text nochmal aus der Versenkung holen, weil er sehr schön geschrieben ist und (vielleicht...) viel wahres enthält (Wahrheit ist immer so eine Sache).
Ich möchte hier nicht viel Worte über den Konsum verlieren, weil schon genug darüber geschrieben wurde und ohnehin schön ausführlich kritisiert wurde. Ich will hier etwas auf den "Lebenssinn" eingehen oder wie - zumindest ich - ihn sehe. Man kann das sicherlich derb kritisieren was ich jetzt hier ablasse und eigentlich hoffe ich sogar das ihr das tut. Also:
Meiner Meinung nach gibt es keinen Sinn im Leben im eigentlichen Sinn. Der Lebenssinn ist - meiner Meinung nach - rational betrachtet nicht begründbar, ja es ist sogar sinnlos einen Sinn zu sehen (und vielleicht sogar zu suchen). Lebenssinn kann demnach nur emotional begründet sein, wenn überhaupt. Die Frage ist jetzt natürlich: Wie können Emotionen uns einen Sinn im Leben geben? - Gar nicht. Emotionen kommen und gehen und sie sind nie auf der Suche nach irgendwas; sie sind einfach. Und so ist also das Leben - es ist einfach. Leben ist nicht so besonders, wie es gerne gesehen wird. Das Leben ein Wunder, das Wunder des Leben? - Diese Frage stellt sich überhaupt nicht.
Das mag jetzt vielleicht etwas radikal klingen und das ist es vielleicht sogar auch. Deswegen freue ich mich auf schöne Kritik.

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#5

RE: Konsum

in Literatur 19.01.2011 13:53
von FallenRebel

Diskussionsleiter

| 262 Beiträge


Okay, freut mich, dass dir der Text gefällt.
ICh bin deiner Meinung, dass es im Leben keinen echten Lebenssinn gibt, was der Text ja auch wiederspiegelt. Aber gleichzeitig glaube ich auch, wie in einem anderen Thema bereits erwähnt, dass jeder Mensch nach etwas strebt. Ein Mensch, der nichts Erreichen möchte, lebt nicht.
Egal was es ist, jeder Mensch sucht sich seinen Lebenssinn selber. Und sei es nur wie heute leider so häufig der Fall der Genuss einer Konsumgesellschaft.
ICh persönlich denke auch, dass viele kleine Erlebnisse und Emotionen erst wirklich Erüllung bringen. Ein gutes Gespräch, eine neue Erkenntnis, ein schönes Bild, ein kreativer Gedanke. Und eine sehr wichtiges Gefühl, ist meiner Meinung nach das, welches sich einstellt wenn man weiß, dass man gerade seine eigenen Grenzen überwunden hat.


Kreativität.
Gebunden in effizienter, reiner Kunst.
Wenn du dich darauf einlässt,
verändert es dein Leben.
Ehrgeiz.
Zu spüren in jeder Sehne und jedem Muskel.
Bei der noch so kleinsten Bewegung.
Zu jeder Zeit.
Freiheit
Macht den Blick weit.
Findet neue Alternativen.
Umgeht gesetzte Grenzen.
Kreativität. Ehrgeiz. Freiheit.
Parkour

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#6

RE: Konsum

in Literatur 19.01.2011 16:42
von Einsiedler

Diskussionsleiter

| 231 Beiträge


Thomas, hast du eine Katze? Einen wichtigen Aspekt hast du nämlich vergessen. Die meisten Hauskatzen werden daran gehindert "natürlich" zu leben, denn sie werden sterilisiert oder kastriert, damit sie gar nicht mehr in der Lage sind, Nachkommen zu haben.

Und immer wieder geht es um den Sinn des Lebens, ein unerschöpfliches Thema, was immer wieder Gesprächsstoff liefert. Es ist wirklich nicht einfach, bei soviel Unsinn der uns umgibt, den Sinn in uns selbst zu finden. Philosophen, Gelehrte und wer weiß wer noch, zergrübeln sich die Köpfe darum.
Einer meiner Söhne hat, als er 19 war, zu seinem gleichaltrigen Freund gesagt: "Mein Vater müsste die Stadt und seine Familie verlassen, damit er endlich seine Bestimmung leben kann."
Er wusste nicht, dass es eine prophetische Aussage ist, aber ein Jahr, nachdem ich unfreiwillig Stadt und Familie verlassen musste, hat er mir das gesagt und ich wusste, er hat Recht. Gut, voll und ganz habe ich meine Bestimmung noch nicht erkannt, auch den Sinn meines Leben kenne ich noch nicht hundertprozentig, doch irgendwie habe ich den Eindruck, ich bin nahe dran.


Nimm dein Leben wie es geht und versuche Schritt zu halten.

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