Ich kenne im Moment viele Leute, vor allem Mädchen, im Alter zwischen 12 und 20, die anfangen "Gedichte" zu schreiben. Die zeigen sie dann ihren Freunden, die sagen: "Ohh wie toll. Ich will auch sowas können."
Diese Gedichte sehen dann ungefähr SO aus:
"Diese Blicke du Du mir zuwirfst,
meine Gefühle die Du erschufst.
Was für Geheimnisse enthüllst du mir?
ICH BIN VERRÜCKT NACH DIR!!!"
(aufgrund der Anonymität erwähne ich hier nicht den Autor, bitte aber um Einhaltung der Urheberrechte desjenigen)
Schön. Nun nehmen wir mal die gleiche Situation bei Malern an. Jemand malt im Unterricht mal so nebenher nen paar Tiere aufs Blatt, geht zu seinen Freunden, die sagen "Ohh wie toll".
Dann geht besagter jemand zu einem echten Künstler und meint das sein BIld Kunst wäre. Besagter jemand würde ausgelacht werden, oder zumindest harte Kritik ernten.
Warum?
Weil es keine KUNST ist.
Über Kunst kann man nachdenken, Kunst ist tiefsinnig, Kunst ist kreativ, und deshalb (ganz wichtig) hat Kunst eigenen STIL.
Besagte Gedichte, die ich meine, sind einfach nur plattes Geschreibsel, mit platten, klischeehaften Wörtern, und ohne jeglichen sprachlichen Witz.
"Du hast mir mein Herz gestohlen" ist so ein Beispiel. Heutzutage tausendfach zu lesen.
Vor 500 Jahren war das eine moderne und kreative Formulierung.
Man, was muss ich denn heute noch darüber NACHDENKEN, was ist daran eigener Stil?
Nichts.
Ich finde, es wird langsam Zeit das Lyric zur Kunst zurückkehrt, die sie mal war. Damit meine ich: Durchbrecht alte Grenzen, und bitte, bitte schreibt doch nicht immer so flach wie eine Straßenpfütze.
Ich meine, wenn ich etwas lese, und sofort klar und deutlich jedwede Botschaft daraus erkennen kann, ist es dann ein Gedicht?
Auch wenn es meinetwegen ein paar schlecht gewählte Reime hat, zum Teufel NEIN ist es nicht.
Wenn ich etwas lesen will, was ich sofort verstehe, was ohne jegliche sprachliche Kreativität auskommt, dann lese ich einen Sachtext.
Was haltet ihr davon? Was ist für euch das wichtigste an einem Gedicht?