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Creative Science

#1

Ein Leben

in Lyrik 18.05.2011 20:01
von MarioVX

Anfänger

| 6 Beiträge


Und hier mal ein Gedicht von mir... gerne dürft ihr es, wie mir schon angekündigt wurde, "auseinandernehmen". :-P
Differenziertes Feedback, vielleicht kleinere Interpretationsaufsätze... was ihr wollt, bin mal gespannt! :-)
Das Gedicht habe ich im Herbst 2007 geschrieben, da ich im April 1993 geboren bin also im Alter von 14 1/2 Jahren.
Also bitte schön:


Ein Leben

Entstanden aus Liebe,
vorbereitet in Geborgenheit,
entlassen in das Ungewisse
und gleich gefasst in Schutz.

Die Sonne kitzelt ein Gesicht,
das sie noch nie gesehen.
Luft darauf ist ganz erpicht
in Atem zu ergehen.

Der Mund, offen zum Schrei,
er schmeckt die Welt,
nicht des Eig'nen Einerlei,
und gleich das Neue ihm gefällt.

Der Mutter Arm, die es umschließt
wie altbekannt,
mit Sorg' und Liebe es begießt,
und Sicherheit es ihm erstand.

Der Mutter Brust, an der es saugt,
schenkt ihm die Kraft zu leben,
wozu es wahrlich taugt,
um stets danach zu streben.

Bald schon isst es and're Nahrung,
die gleichermaßen es belebt,
und ständig wächst auch die Erfahrung,
auf dass es sich zum Gang erhebt.

Die Eltern, sie sind immer da.
Erkundung sicher ohne Halt,
ohne Ansicht der Gefahr -
die Eltern, sie sind immer da, die schützende Gestalt.

Die Welt, sie zeigt ihm neues Wissen.
Immerzu es wächst an Geist
und Körper, wenn es liegt im Kissen,
was ihm allmählich Eigenheit verheißt.

Doch dies nicht lange einfach ist,
denn es ist nicht das einz'ge Neue.
Beherrschen muss es Trug und List,
auf dass mit Gleichen sich es freue.

Rivalen kreuzen seinen Weg,
zu kämpfen weigern es bereue,
denn Recht auf Sein bedarf Beleg.
Zu alledem es brauch auch Schläue

wenn es scheint, die ganze Welt
das arme Kleine
auf die Probe stellt
bis es weine.

Und doch, so ist der Lauf der Dinge:
Schmerz ihm erscheine,
Schmerz es ihm bringe.
Schmerz, es wünscht' es wär' der deine.

Trauer, harte Schicksalsschläge,
Zorn und Wut,
auf die es wohl noch nicht erwäge,
dass sie es sind, die schaffen Mut.

Doch in der Tat, so ist es wahr:
Nur aus Fehlern Wesen lernen.
Entgegen drohender Gefahr
greife hoch nach hellen Sternen!

Und denen wächst es bald entgegen -
mehr es immer will erreichen,
mehr es immer will erleben,
nichts kann diese Gier begleichen.

Doch sei es wie es ist:
Es ist der Weg zur Macht,
und wenn die entgegenlacht,
mach einer seine Tugenden vergisst.

Freilich ist sie auch nicht alles:
Die Liebe gibt es noch, nach der es jedem sinnt
und der es nachzueilen gilt, jeden Falles,
denn eines allen ist bestimmt:

Niemand, niemand mag alleine leben,
denn niemand mag alleine sterben.
Einsamkeit, welch große Furcht, nie danach zu streben!
Sie ist jeder Seel' Verderben.

Ruhig Blut, es wird schon eine Liebe finden,
schließlich rückt es nah an seine Spitze.
Sicher mag sich Eins ans Andere zu binden.

So soll es sein, so wird es sein,
so sagt es: "Ich sei dein!"
so fragt es: "Seist du mein?"
so kommt es: "Das Paar sei ein."

Nicht zu früh ist es gekommen:
Das Wesen hat den Punkt vernommen.
Die Spitz' - es hat sie nun erreicht,
vor Angst es sein Gesicht erbleicht.

Der Zahn der Zeit,
der Zeiger, zickt -
es weiß bescheid:
die Uhr, sie tickt.

Und gleich wie dieser Ton erklang
erkennt es, sich es führet an den Tod heran.
Des Lebens Stufen kurz und knapp
jetzt bloß es bringen an sein End' hinab.

Die Straße, sie erstreckt sich weit
und breit, wie sie gefeit,
läuft in des Nebels Ferne,
und die lange Fahrt führt unter Sterne

mal durch Licht und mal durch Schatten
tiefer in die Nacht hinein,
und mag es zweisam auch begatten,
stetig dunkler wird der Mondenschein.

Die lange Straße immer schneller rauscht vorbei,
auf beiden Seiten Einerlei.
Die Welt ergraut, die Welt verblasst,
vom Berg geschaut, den Tod es hasst.

Stetig enger rückt die Dunkelheit,
die ihm die eig'ne Angst aufzeigt,
und schneller legt es Weg zurück,
bald ist's nur noch ein kurzes Stück.

Die Schatten huschen, tanzen, springen,
ihm ein Sterbelied zu singen.
Die Welt verwischt, verschwimmt verzieht
bis es am Weges Ende niederkniet.

Und bis es ganz zu Erden sinkt,
ein Engel ihm entgegenwinkt,
fragt sich's, was es je gemacht.
Und mit bitt'rer Selbstenttäuschung wünscht
es sich die letzte
gute
Nacht.


zuletzt bearbeitet 18.05.2011 20:05 | nach oben springen

#2

RE: Ein Leben

in Lyrik 19.05.2011 19:58
von Thomas

Diskussionsleiter

| 301 Beiträge


Glückwunsch zu solch einem Gedicht von der Länge.
Es gitb jetzt aufrgund der Masse viel zu Erzählen aber der Titel Leben trifft es recht gut.Das Leben ist viel und bedeutet viel du hast das aufwachsen bis zum Sterben eines Menschen gewählt.

Was mich stört ist , dass du das Reimschema wechselst. Es stört sehr beim Lesen vorallem weil du nahezui durchgängig erst das gleiche Reimschema hattest und dann wechselst. Die Ordnung geht verloren. Zum anderen muss ich sagen, manche Strophen sind emotionaler als andere.

Was mcih fasziniert ist das Kurze Gedicht im Gedicht. Es verdirbt kaum den Klang aber gehrt einfach dazu.
Nun alles in allem ist es nicht so mein Gedicht, da könnte man mehr rausholen und kürzen , ich bin eher faul im Lesen =), ansonsten für die Zeit wo du es geschrieben hast angemessen gut gelungen.


Admin für alles, jedoch zu faul dazu =)
Übernehme gerne Verbesserungsvorschläge.

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#3

RE: Ein Leben

in Lyrik 20.05.2011 14:26
von MarioVX

Anfänger

| 6 Beiträge


Danke für die Rückmeldung.
Der Wechsel des Reimschemas ist beabsichtigt, ich habe das im Gedicht als ein Stilmittel verwendet um einen Richtungswechsel zu markieren: Der Aufstieg ist im Kreuzreim, der Abstieg ist im Paarreim, "auf der Höhe" schwankt es zwischen beiden (sie wechseln sich ab) und eine Strophe jeweils im Auf- und Abstieg nahe an der Wendephase ist aus einem anderen Reimschema.
Die Intention ist, zu verhindern, dass das Gedicht als ganzes flüssig in einem Zuge durchgelesen werden kann, und stattdessen den Leser (nicht plötzlich, sondern subtil) in der Wendephase zu bremsen und erst dann wieder einen durchgängigen Lesefluss (und die damit verbundene Lesegeschwindigkeit) zuzulassen, wenn der Abstieg in seiner Richtung feststeht.
Nach meiner Lesart wirkt der Aufstieg dabei behäbig (und ist ja auch durch Rückschläge gebrochen), zum Ende läuft es aber schnell zu.
Wenn man über erste Wechsel des Reimschemas bewusst drüberstolpert, hat das Gedicht an der Stelle (für den Leser) seine Intention ebenso verfehlt, wie wenn man andernfalls das Gedicht ungebremst durchlesen kann... die für den Leser unbewusste aber wirkungsvolle Manipulation seines Lesetempos ist eine schwierige Gradwanderung.

Da es dich stört (und das heißt: dir aufgefallen ist), konnte es (bzw. ich damit) die beabsichtigte Wirkung nicht entfalten, weil es - für dich - ein zu starker Einschnitt war.
Andern fällt der Wechsel gar nicht auf, höchstens wenn sie dann mal das letzte drittel mit der ersten Hälfte vergleichen, aber nicht beim ersten Lesen.

Interessant mal ne andere Rückmeldung in der Hinsicht zu bekommen. =D

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#4

RE: Ein Leben

in Lyrik 24.05.2011 23:10
von Thomas

Diskussionsleiter

| 301 Beiträge


Sorry für die verspätete Meldung, aber Klausuren standen nen bisschen im weg ^^.
So nun so viel Gedanken hätte ich nicht gedacht, dass soviel dahiter steckt. Also unter solch einem Aspekt hätte ich den Wechsel schneller dargestellt und nur ein Zwischenrheimschema benutzt, das bringt einen kurz zum langsameren Lesen aber der Lesefluss wird nicht zu stark unterbrochen, dass man direkt abbrechen müsste, someiner Ansicht nach.


Admin für alles, jedoch zu faul dazu =)
Übernehme gerne Verbesserungsvorschläge.

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#5

RE: Ein Leben

in Lyrik 26.05.2011 13:17
von MarioVX

Anfänger

| 6 Beiträge


ok. werd ich vielleicht auch mal ausprobieren, danke für den tipp! :-P

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