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Creative Science

#1

Spiegelscherben

in Lyrik 04.01.2011 17:58
von FallenRebel

Diskussionsleiter

| 262 Beiträge


Hier mal ein Gedicht bei dem ich schon länger wissen möchte, was andere davon halten, und wie es interpretiert wird. Im Nachhinein erscheint es mir nämlich selbst ein bisschen suspekt.


Der Spiegel zersplittert und Regen erstirbt.
Krankhaft gefunden, was niemals gesucht,
Hülle aus Furcht, die die Trübsal verdirbt.
Leben und Sterben schon zu oft verflucht.
Tausendfach geschändet, geächtet, verlacht.
Einsame Nächte und Trauer im Licht.
Mäntel aus Schatten umhüllen ihn sacht,
sag mir mein Freund, erkennst du ihn nicht?

Da kommt er, mit Freude, doch Schatten im Blick,
Zersplittertes Rückgrat hält steifes Genick,
Flüche aus Missgunst und falschem Verstehen.
Die Augen im Dunklen verbergen das Flehen,
und Schlachten des Friedens erfüllen den Geist.
Erkennst du im faulenden Moor das Gericht?
Hörst du die Freiheit die Tode verheißt?
Sag mir mein Freund, erkennst du ihn nicht?

Scherben der Leere durchdringen sein Denken,
freie Gedanken ihn durch Kontrolle ertränken.
Frierende Pfeile aus weißem Kristall,
Reinheit und Fairness im brennenden Fall;
erkennst du die Narben, die nie mehr verheilen,
Die freie Meinung verbrennen, zerteilen.
Leben vom Menschen selber sie trennen,
im Trugschluss aus kalt ihn wärmendem Licht,
sag mir mein Freund, erkennst du dich nicht?

Spiegelscherben


Um Jene zu bekämpfen, die nicht menschlich sind,
wurde der Mensch selbst zum Unmenschen.
Doch wenn ein Mensch seine Menschlichkeit aufgibt,
was bleibt ihm dann noch?
Außer dem Wissen um seine eigene, nicht wiedergutzumachende Schuld,
und der endlosen Hölle, die man Reue nennt.

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#2

RE: Spiegelscherben

in Lyrik 04.01.2011 22:40
von Thomas

Diskussionsleiter

| 301 Beiträge


Hui hui
also bei deinen Gedichten fällt mir immer eine Interprätation sehr sehr schwer.
Zunächst der Eindruck:
Für mich kommt es wie ein Freund vor der einen das Messer in den Rücken sticht gleichzeitig aber Geschenke vergibt.
Den EIndruck bringst du außerordentlich gut mit düsteren Adjektiven wie "Schatten", "falschem", "düster" etc rüber.
Deine Verben, ebenfalls sehr dunkel gewählt, vermitteln einen den Eindruck eines Hinterhaltes.

Nun zur Interpretation, was jedoch für mich leicht ist, da ich dein Leben kenne und daher lasse ich anderen vorerst den Vortirtt.


Admin für alles, jedoch zu faul dazu =)
Übernehme gerne Veresserungsvorschläge.

zuletzt bearbeitet 05.01.2011 15:01 | nach oben springen

#3

RE: Spiegelscherben

in Lyrik 04.01.2011 22:42
von FallenRebel

Diskussionsleiter

| 262 Beiträge


Ich bin jetzt mal fies:
Das ist nicht über mich.
Sag einfach was du vom Text her denkst.
Das Schreiben über mich und mein Leben hab ich mir früh abgewöhnt, jetzt schreibe ich nur noch über das lyrische Ich (;


Um Jene zu bekämpfen, die nicht menschlich sind,
wurde der Mensch selbst zum Unmenschen.
Doch wenn ein Mensch seine Menschlichkeit aufgibt,
was bleibt ihm dann noch?
Außer dem Wissen um seine eigene, nicht wiedergutzumachende Schuld,
und der endlosen Hölle, die man Reue nennt.

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#4

RE: Spiegelscherben

in Lyrik 05.01.2011 15:17
von Einsiedler

Diskussionsleiter

| 231 Beiträge


Also, grundsätzlich ist dein Gedicht "starker Tabak" - das meine ich positiv. Ok, reden wir vom lyrischen Ich und fragen nicht wer das "Ich" wirklich ist.
Allerdings frage ich, wann ist der Spiegel zu Bruch gegangen? Vor oder nach dem "Selbstgespräch" des lyrischen Ichs. Wobei "Spiegelscherben" kann auch als Metapher für den Lebens-Scherbenhaufen des Lyrischen Ichs stehen. Denn im Grunde geht es um einen Menschen, der vor den Scherben seines Lebens steht und dabei ist (wie im Spiegel) sich selbst zu erkennen und dadurch die Chance hat, sein Leben auf eine neue Bahn zu bringen. Wichtig ist die Scherben hinter sich zu lassen, aber auf einem Scherbenhaufen neu anfangen, ist tödlich, denn die Scherben fügen sich nicht zu einem neuen Bild (Spiegel) zusammen, sondern reißen ständig die Narben der alten Wunden auf und das kann nicht gut gehen.
Die letzten beiden Zeilen sagen mir, dass irgendwo eine vage Hoffnung ist, die das lyrische Ich allerdings verwirkt, wenn er sich nicht erkennt.

Hier habe ich allerdings eine Frage an die Wortwahl. Meiner Ansicht nach müsste es "aus kalt ihn wärmenden Licht" heißen oder meinst du "aus kalt in wärmendem Licht"? wobei auch "aus kalt ihn wärmendes Licht" möglich wäre

im Trugschluss aus kalt ihn wärmendem Licht,
sag mir mein Freund, erkennst du dich nicht?

LG vom Einsiedler


Nimm dein Leben wie es geht und versuche Schritt zu halten.

zuletzt bearbeitet 05.01.2011 15:26 | nach oben springen

#5

RE: Spiegelscherben

in Lyrik 05.01.2011 16:07
von FallenRebel

Diskussionsleiter

| 262 Beiträge


Stimmmt. Das ist nen Grammatikfehler, danke das du mich drauf aufmerksam machst.
Ich denke deine Interpretation ist schon ziemlicih passend. Ich denke man könnte die Thematik eines Selbstbetrugs darin erkennen, ohne den aufzudecken die Probleme nicht zu lösen sind.


Um Jene zu bekämpfen, die nicht menschlich sind,
wurde der Mensch selbst zum Unmenschen.
Doch wenn ein Mensch seine Menschlichkeit aufgibt,
was bleibt ihm dann noch?
Außer dem Wissen um seine eigene, nicht wiedergutzumachende Schuld,
und der endlosen Hölle, die man Reue nennt.

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#6

RE: Spiegelscherben

in Lyrik 05.01.2011 18:01
von Einsiedler

Diskussionsleiter

| 231 Beiträge


Selbstbetrug erkennen ist Selbsterkenntnis und diese hilft umdenken. Ich möchte es ja immer noch positiv sehen, auch wenn die "Spiegelscherben" so zu deuten sind, dass das lyrische Ich den Spiegel zerschlagen hat. Im Sinn von, ich lasse mich von meinem Spielgelbild nicht mehr betrügen. Den "Spieglein, Spieglein an der Wand. Wer ist der/die Schönste im ganzen Land?" will doch den Selbstbetrug und der Spiegel gibt die Antwort, die man hören will. Wobei der Spiegel auch seine Tücke hat, denn was er mit zeigt ist seitenverkehrt. Das nehme ich als Metapher, dass der Spiegel immer lügt.


Nimm dein Leben wie es geht und versuche Schritt zu halten.

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#7

RE: Spiegelscherben

in Lyrik 05.01.2011 23:28
von FallenRebel

Diskussionsleiter

| 262 Beiträge


Ups, hatte vergessen mich anzumelden.
@Admin: Eintrag unter mir bitte löschen.


Um Jene zu bekämpfen, die nicht menschlich sind,
wurde der Mensch selbst zum Unmenschen.
Doch wenn ein Mensch seine Menschlichkeit aufgibt,
was bleibt ihm dann noch?
Außer dem Wissen um seine eigene, nicht wiedergutzumachende Schuld,
und der endlosen Hölle, die man Reue nennt.

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