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Creative Science

#1

Der Sprung

in Literatur 16.01.2011 10:16
von Einsiedler

Diskussionsleiter

| 231 Beiträge


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Der Sprung

Meine vier jungen Freunde, denen ich in den Jahren zuvor das Klettern beibrachte, wollten unbedingt den Sprung zur Falkenspitze wagen. Am 8. Oktober 1976 begaben wir uns in das Bielatal. In der Nähe der tschechischen Grenze fanden wir den Gipfel, dem man vom Massiv aus auf den Kopf blicken konnte. Es war ein Sprung vom Massiv zum Gipfel. Dieses bedeutete, man musste weit und hoch springen, um die drei Meter Kluft hinter sich zu lassen. Schwierigkeit 3 stand im Kletterführer. Die schwersten Sprünge sind mit 4 bezeichnet. Wir bereiteten alles vor. Zwei meiner 17 bis 19jährigen Freunde wollten springen, die anderen überlegten es sich noch.
Der Erste sprang und landete wohlbehalten auf dem Gipfel. Sein Bruder folgte ihm. Nun war ich an der Reihe. Fast doppelt so alt wie sie wollte ich keine Schwäche zeigen. Mehr als vier Schritte Anlauf waren nicht möglich, es begann der Wald. Zu viel Seilvorgabe wäre auch nicht gut. Also lief ich los und traute mich nicht zu springen. Irgendwie war mir etwas mulmig, ich band mich auch aus dem Seil und fragte einen der Anderen, ob er springen will. Er wollte noch nicht und ich wollte mir keine Blöße geben und band mich wieder ein.
Vier Schritte, knapper Absprung, denn drei Meter waren ja zu überspringen. Allen Mut nahm ich zusammen, rannte los, bremste und befand mich trotzdem über dem Abgrund. Dass ich fotografiert wurde, wusste ich nicht. Dafür wusste ich etwas anderes: ‚Ich schaffe es nicht.’ Doch als ich das dachte, verspürte ich einen Schubs im Rücken und ehe ich mich versah, landete ich auf dem Gipfel. Nicht auf den Füßen, sondern auf den Knien. Bei allem hatte ich weder einen Kratzer noch einen blauen Fleck.
Mein Freund, der das Foto schoss erzählte, dass ich den Absprung verzögerte und durch den Schwung fast wie aus dem Stand gesprungen bin. Er hatte den Eindruck, ich würde wie in Zeitlupe rüber schweben, darum konnte auch das Foto entstehen.


Nimm dein Leben wie es geht und versuche Schritt zu halten.

zuletzt bearbeitet 16.01.2011 10:21 | nach oben springen

#2

RE: Der Sprung

in Literatur 16.01.2011 19:04
von Thomas

Diskussionsleiter

| 301 Beiträge


Hammer.
Ich hätte soetwas nicht so leichtfertig getan. =)
Nun du musstest wirklich in Zeitlupe springen da die normalgeschwindigkeit für ein Foto zu schnell wäre und dieses ist ja förmlich klar!
Ich finds noch besonders gut dass du überhaupt dieses Bild beigefügt hast.


Admin für alles, jedoch zu faul dazu =)
Übernehme gerne Verbesserungsvorschläge.

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#3

RE: Der Sprung

in Literatur 16.01.2011 19:37
von Einsiedler

Diskussionsleiter

| 231 Beiträge


Die meisten Erfahrungen macht man erst, nachdem man sie gebraucht hätte.
Damals war ich ja auch erst 28, jetzt würde ich so einen Sprung nicht mehr wagen.
Und wenn ich das Wunder nicht erlebt hätte, wären wir uns wahrscheinlich nicht begegnet, denn ein Sturz wäre mehr als schmerzhaft, wahrscheinlich tödlich gewesen.
Na und das Foto habe ich gern hoch geholt, jetzt weiß ich ja, wie es geht und da macht es sogar Spass.


Nimm dein Leben wie es geht und versuche Schritt zu halten.

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#4

RE: Der Sprung

in Literatur 16.01.2011 20:56
von FallenRebel

Diskussionsleiter

| 262 Beiträge


Eine Frage: wie seid ihr wieder zurück gekommen?


Kreativität.
Gebunden in effizienter, reiner Kunst.
Wenn du dich darauf einlässt,
verändert es dein Leben.
Ehrgeiz.
Zu spüren in jeder Sehne und jedem Muskel.
Bei der noch so kleinsten Bewegung.
Zu jeder Zeit.
Freiheit
Macht den Blick weit.
Findet neue Alternativen.
Umgeht gesetzte Grenzen.
Kreativität. Ehrgeiz. Freiheit.
Parkour

zuletzt bearbeitet 16.01.2011 21:22 | nach oben springen

#5

RE: Der Sprung

in Literatur 16.01.2011 21:27
von Einsiedler

Diskussionsleiter

| 231 Beiträge


Zurück war es einfach, da sind wir abgeseilt. Auf fast jedem Klettergipfel ist ein Abseilring. Durch den Ring wird das Seil gezogen, dass es doppelt nach unten hängt. Damals ließen wir das Seil dann um den Körper laufen und haben uns so runter gelassen. Jetzt gibt es technische Hilfsmittel wie Abseilachten oder spezielle Karabinerhaken, durch die das Seil läuft. In jedem Fall muss man aufpassen, dass man nicht zu schnell abfährt, sonst verbrennt man sich die Hände. Nach der alten Methode bin ich allerdings einmal so schnell runter gefahren, dass jemand behauptet hat, es wäre Rauch aufgestiegen. In dem Leder, was auf die Hose aufgenäht war, befanden sich tatsächlich Schmelzspuren vom Seil.


Nimm dein Leben wie es geht und versuche Schritt zu halten.

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